Vermutung für dieses Bild:

Auf Flohmärkten findet man häufig Kisten voller verwaister Fotografien die oft mehr als 60 Jahre alt sind. Diese schwarzweiß Abzüge zeigen Familien in privaten Situationen. Sie sind Dokumentationen vergangener Zeiten und vergangener Leben. Dadurch, dass die Fotografien aus ihren Kontexten entnommen wurden, meist aus Haushaltsauflösungen stammen, sind sie in mehrfacher Hinsicht verwaist (siehe die Arbeit Ghosts).

 

Während meiner Beschäftigung mit der Sammlung, Archivierung und Aneignung ebendieser Fotografien, habe ich versucht ihre Herkunft mithilfe der Google-Bildersuche herauszufinden. Statt einer Spur zu den wirklichen Familie der Fotografien, hat mir Google optisch verwandte Bilder vorgeschlagen. Diese sind in vielerlei hinsicht interessant, da sie eine Ansammlung aus verschiedenen Entstehungskontexten und Zeitspannen sind. Manche ebenfalls über 50 Jahre alt, andere sind zeitgenössische Fotografien, manche noch nicht einmal Fotografien. Die optische Verwandschaft, die von Google hergestellt wird basiert einerseits auf kompositorischen Faktoren, andererseits scheint es auch semantische Verwandschaften zu geben. Durch die Auswahl und Zusammenstellung des Ursprungsbildes mit der Surrogat-Familie, entstehen sowohl Fragen nach den algorithmischen Kriterien, als auch eine Zeitlosigkeit der Bildsprache und vor Allem eine Narration zwischen den pseudo-verwandten Bildern, die eine Rekontextualisierung der Fotografien in eine neue „Pflegefamilie“ ermöglichen.