Opening cracks, enclosing hells
im island of contemporary art cologne (ica)21.2. - 6.4.25
In der DUO-Ausstellung im ICA Cologne begegnen sich die Kölner Künstlerinnen Sissy Schneider und Blanca Barbat in einem Spannungsfeld aus Bewusstem und Unbewusstem, Mythen und surrealistischen Ausdrucksformen. Obwohl beide Künstlerinnen thematisch verwoben sind, präsentieren sie ihre Werke in getrennten Räumen, um ihre individuelle Ausdruckskraft zu betonen. Sissy Schneider führt das Publikum in die Tiefen des Unbewussten. Die Ausstellung „opening cracks enclosing hells“ erkundet somit die vielschichtigen Ebenen des Unbewussten und die Konstruktion von Selbstnarrativen. Durch Skulptur, Malerei und Zeichnung wird die archetypische Heldenreise als Struktur genutzt, um individuelle und abstrakte Erzählungen zu schaffen.
„Gemeinsam zeichnen sie ein Bild unserer Gegenwart und vereinen Themen des kollektiven Gedächtnisses, zeitgenössischer Mythen und archetypischer Motive, die das Verhältnis des Menschen zu sich selbst und seiner Umwelt reflektieren.“ (Natascha Frieser, Kuratorin)
Schneider lädt die Betrachtenden ein, durch verschiedene Werke und Medien (Skulptur, Malerei und Zeichnung) abstrakte Narrative und Selbstnarrative zu konstruieren. Die Ausstellung konzipiert die (Heldinnen-)Reise als Gesamtkomposition innerhalb des Ausstellungsraums, wobei verschiedene Stationen (Wände) unterschiedliche Aspekte und Ebenen einer imaginären Geschichte beleuchten. Ihre Arbeit oszilliert zwischen surrealer Figuration und Abstraktion, wobei die Malerei eine zentrale Rolle spielt und das Experiment mit Materialien im Zentrum steht. Schneider erforscht mythologische, absurde und humorvolle Interaktionen, die zum Nachdenken anregen, statt eindeutige Antworten zu liefern.
Zudem zeigt sie ihr Diorama „Garuda“ in einer Vitrine, die sich an der U-Bahn-Haltestelle Ebertplatz befindet. „Garuda“ fungiert als eine Art Miniatur-Bühnenbild, das mythologische und zeitgenössische Elemente miteinander verbindet und den Betrachter in eine surreale Welt entführt. Die Vitrine selbst wird zum integralen Bestandteil des Werkes, indem sie den öffentlichen Raum der U-Bahn-Haltestelle in einen Ausstellungsraum und eine Bühne verwandelt und die Grenze zwischen Kunst und Alltag verwischt.
Werkbeschreibungen:
„Das Haus“ 2023: Ölkreide und Pastellkreide auf Papier und Leinwand. Eine Zeichnung, die den Ausgangspunkt der Heldenreise markiert: das Zuhause.
Skulpturen-Ensemble „Ikarus“ 2025/2019: Verschiedene Materialien wie Papier, Pappe, Stoff und Draht. Ein Ensemble, das wie zurückgelassene Kleidung wirkt und Fragen nach Beobachtung und Funktionalität aufwirft.
„Die Quelle“ 2024: Öl, Ölkreide, Tusche, Acryl und Salz auf Leinwand. Ein atmosphärisch dichtes Bild, das Themen wie Transformation und Naturverbundenheit behandelt.
„Kaffeepause“, „Der Tanz“, „The Pond“ 2024: Ölkreide und Öl auf Holz. Drei Malereien die eigenartige Situationen, Herausforderungen und Begegnungen als assoziative Erzählung über die Heldenreise darstellen.
„Lichtung“ 2024: Ölkreide und Bleistift auf MDF. Eine Zeichnung, die wie ein Märchenbuch wirkt und einen intimen Moment der Ruhe in der Heldenreise darstellt.
„Adeliger im Morgenmantel“, „Delfinmann“ 2022: Kohle, Gouache, Pastellkreide und Acryl auf Papier. Porträtzeichnungen, die Begegnungen auf der Reise wie Erinnerungen darstellen.
„Garuda“ 2025: Diorama in Vitrine, Mischtechnik. Miniatur-Bühnenbild, das mythologische und zeitgenössische Elemente verbindet.
Arbeitspraxis:
Meine Arbeiten entstehen intuitiv, ohne vorherige Planung. Die Figuren und Szenen entwickeln sich aus zufälligen zeichnerischen Gesten (Pareidolie), was meine Verbundenheit mit dem kollektiven Unbewussten und surrealistischen Techniken widerspiegelt. Diese „Spuren“ laden das Publikum zur Spurensuche ein, um im Ausstellungsraum wie bei „Chronos“ (Glasmoog, 2021) eine Selbstnarration zu konstruieren und dadurch Zugang zu Narrationen aus dem kollektiven Unbewussten zu bekommen.
Themen:
Die Ausstellung thematisiert die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, die Konstruktion von Identität und die Auseinandersetzung mit archetypischen Erzählstrukturen, die tief im kollektiven Unbewussten verwurzelt sind. Diese Themen sind von kulturhistorischer Relevanz, da sie die tiefgreifenden Verbindungen zwischen individuellen Erfahrungen und kollektiven Narrativen aus der Gegenwart und Vergangenheit untersuchen.
Fotos: Marius im Brahm
Das Haus
Ölkreide und Pastellkreide auf Papier und Leinwand, Künstlerrahmen aus Holz
2024
Frau Holle - Performance
Drache
Kohle, Pastellkreide auf Papier
70 x 50 cm 2025
Feenmann
Kohle auf Papier
70 x 50 cm 2025
Garuda Diorama Kohle auf Papier, Pappe, Wandfarbe, Dachlatten, Klettverschluss 140 x 160 x 70 cm 2025
Ikarus
Gips, Pappmaschee, Draht, 2025
Performance Frau Holle live am 5.04.25 @icacologne im Rahmen der Duo-Ausstellung Opening Cracks Enclosing Hells mit @blanca.barbat, kuratiert von @natascha.frieser
Frau Holle, ein Märchen der Gebrüder Grimm, neu interpretiert durch vokale Spontankomposition von Mezzosopran Anna Lautwein im Dialog mit dem gesprochenen Märchen und einer raumgreifenden Bilderreise von Sissy Schneider.
Inmitten der immersiven Installation der Ausstellung Opening Cracks and Closing Hells im ICA erwacht das alte Märchen zu neuem Leben. Anna Lautwein verwebt mit ihrer Stimme sprechend und singend die archetypischen Bilder und Erzählungen von Frau Holle zu einem einzigartigen Klangerlebnis. Dabei improvisieren die Künstlerin Sissy Schneider und die Sängerin Anna Lautwein gemeinsam - indem Schneider spontan die Regie der Performance führt und Lautwein ebenfalls spontan musikalisch darauf reagiert.
Sissy Schneider, deren Arbeiten sich mit der Heldinnenreise und den tiefenpsychologischen Schichten von Märchen auseinandersetzen, schafft mit ihren Zeichnungen, Malereien, Skulpturen und Texten einen Raum, in dem die Grenzen zwischen Realität und Mythos verschwimmen. Die Performance Frau Holle wird so zu einer Reise in die verborgenen Welten des Märchens, in der die Stimme von Anna Lautwein und die bildende Kunst von Sissy Schneider eine experimentelle Symbiose eingehen.
Kommt vorbei, um zu sehen, wie sich die Klänge und Bilder zu einer neuen Erzählung verbinden und die zeitlose (Heldinnen-) Geschichte von „Frau Holle“ in einem neuen Licht erscheint.